Der theoretische Teil

Wie beim Hand- oder Fussball gibt es auch beim Segelfliegen eine Art „Regelwerk“. Da sich ein Segelflieger im öffentlichen Luftraum als richtiger „Teilnehmer“ zusammen mit Motorflugzeugen, Düsenjets, Hubschraubern, Ballonen und Urlaubsfliegern bewegt, ist dieses Regelwerk allerdings ein wenig umfangreicher.

Eine Schülergruppe bei den Prüfungsvorbereitungen

Daher teilt man das gesamte Regelwerk auch in einzelne Bereiche ein, die es im Rahmen der Flugausbildung kennenzulernen gilt.

 

Technik und Aerodynamik

So wie sich ein Windsurfer erstmal mit dem Brett und dem Segel auseinandersetzen muss, so muss der Segelflieger lernen, wie sein Flugzeug funktioniert: Warum fliegt es, wie steuert man es, wie baue ich es auf und ab, welche Leistung hat es? Man lernt Auftrieb und Widerstand kennen, als die zwei Größen, die das Flugverhalten ausmachen und versteht wie Otto Lilienthal einst die ersten Segelflüge machte.

Luftrecht

Neben der eigentlichen Technik des Fliegens und des Flugzeugs muss auch das Luftrecht beherrscht werden. Sonst lande ich am Ende eines schönen Thermikfluges noch ganz unverhofft über einer Großstadt oder verletze ein militärisches Sperrgebiet. Vorfahrt. bzw. Vorflugregeln, ähnlich der Straßenverkehrsordnung, werden im Luftrecht geregelt.

Navigation

Wer nicht weiß, wo er hin will, muss sich nicht wundern, wenn er woanders ankommt. In der Navigation gilt es den Flug richtig zu planen, im Flug die Orientierung nicht zu verlieren, den Wind richtig mit einzuberechnen und nicht zuletzt den Gleitweg richtig zu bestimmen, damit ich nicht 2 km vor dem Flugplatz noch eine Landung auf einem Feld machen muss, da meine Höhe nicht ganz gereicht hat.

Menschliches Leistungsvermögen

Bei sommerlichen 40° C im Cockpit auf einem 6-stündigen Streckenflug unter schwierigen Wetterbedingungen (wenig Thermik) unter ständigem Kreisflug und Auf- und Ab, ist es für einen Piloten besonders wichtig die Reaktionen des Körpers zu kennen. Phänomene, wie den den bei Höhenflügen stark abnehmenden Luftdruck in Verbindung mit möglichem Sauerstoffmangel gilt es vorherzusehen und entgegenzuwirken.

Verhalten in besonderen Fällen

Jeder Airliner-Pilot muss einmal im Jahr in den Simulator um immer wieder besondere Situationen zu trainieren, die nur sehr selten überhaupt auftreten. So ist er für den Ernstfall vorbereitet. Genau das lernt der Flugschüler in diesem Fach auch. Was ist zu tun, wenn mal im der Aufwind ausbleibt und eine Landung auf einem Feld weit weg vom Flugplatz notwendig wird. Nach bestimmten Kriterien auch unter Stress das richtige Feld auszuwählen ist Inhalt dieses Faches.

Meteorologie

Kaum eine andere Sportart ist so stark vom Wetter abhängig wie das Segelfliegen. Um so wichtiger genau zu wissen, wie man Wetterkarten richtig ließt, Satellitenbilder auswerten kann, die Luftschichtung versteht und das Entstehen von Thermik, Hangwind und den außergewöhnlichen Leewellen in sein Grundwissen übergehen lässt.

Wann lernt man das alles?

Da die Sommermonate ohnehin schon immer viel zu kurz sind, liegt in dieser Zeit der Schwerpunkt der Ausbildung auf der Praxis. Die wichtigsten theoretischen Grundlagen, die für die Praxis erforderlich sind, werden natürlich sofort an erforderlicher Stelle integriert.

Der Hauptteil der Theorieausbildung erfolgt dann aber durch unsere Fluglehrer in den Wintermonaten. Diese Ausbildung führen wir in den Räumlichkeiten der Hochschule Weserbergland in Hameln durch. Dort stellt man uns beste Lehrmöglichkeiten. Zeitlich kann ein Flugschüler davon ausgehen, dass im Winterhalbjahr ca. 7-8 Samstage mit Theorieunterricht belegt sind. Aber für jemanden, der im Sommer die Zeit aufbringen kann, sollte das in den Wintermonaten parallel zur Winterarbeit an unseren Flugzeugen auch können.

Wofür brauche ich die Theorie?

Alle eben beschriebenen Fächer sind auch die Prüfungsfächer in denen der fast fertige Flugschüler sind der Luftfahrerschein-Prüfung stellen muss. Größtenteils handelt es sich um Ankreuzfragen, die aus einem großen Fragenkatalog ausgesucht werden. Diese Prüfung gilt es zu bestehen um anschließend den ersten kurzen Streckenflug allein machen zu dürfen. Es lohnt sich also regelmäßig im Winter den Unterricht zu besuchen.